Dorf macht Oper
Seit 2005 erarbeitet der Verein FestLand e.V. jedes Jahr in einem umgebauten Schweinestall im Prignitzer 60-Seelen-Dorf Klein Leppin eine Oper. 2014 hat die Barockoper ‘Dido und Aeneas’ von Purcell an einem Wochenende ca.1000 Besucher nach Klein Leppin gezogen. Für die damalige Inszenierung haben sich die Mitglieder des Vereins auf der Wiese vor dem Opernhaus einen Opernpark gewünscht, der in kleinen Gebäuden die Veranstaltung begleitende Aktivitäten unterbringen könnte. Im Kontext der Barockoper sollte hinterfragt werden, ob man mit zeitgenössischen temporären Bauten die Idee einer barocken Parkanlage in einem brandenburgischen Dorf wiederbeleben kann. Die entstandenen Pavillons sind von Architekturstudierenden im zweiten Semester unseres Fachgebiets geplant und gebaut worden. Es entstanden die Bauaufgaben: Kinderwerkstatt, Ein-Buch-Bibliothek, Wasserspiele, Kasse, Grillpalast und Tonhalle.
Am Anfang des Semesters haben die Studierenden mit ihren Projektvorschlägen an einem Wettbewerb teilgenommen. Nach Auswahl der sechs besten Entwürfe erstellten sie in der zweiten Phase des Semesters Ausführungs-, Kosten- und
Zeitpläne, suchten Sponsoren, recherchierten Materialien, experimentierten mit Baumethoden, organisierten die Baustelle und den Materialtransport und errichteten die Pavillons in Eigenleistung. Jedem Pavillon standen 500 € Grundkapital der StoStiftung “summerschool” zur Verfügung, darüber hinaus wurden von den Studierenden zusätzliche Sponsoren gesucht. Sechs Wochen vom Konzept bis zur Realisierung ergaben einen sehr engen Zeitplan.
Ziel des Semesters war es, den Studierenden die Komplexität des Entwerfens, des Bauens und die Grundzüge des Planungsprozesses zu vermitteln. Der Einsatz ungewöhnlicher Materialien ohne tradierte Baumethoden forderte die kreative Auseinandersetzung mit dem Kern des architektonischen Denkens. Das Ausarbeiten eines Projektes von der Entstehung des Konzepts bis zur Realisierung konfrontierte die Studenten mit zentralen Fragen des Bauvorgangs. Durch die Realisierung in Klein Leppin wurden die Kommunikation mit den Nutzern und Dorfbewohnern und innerhalb der Bauteams als wesentliches Werkzeug des Bauprozesses erkennbar. Das konsequente Durchleben des Prozesses forderte handwerkliche und planerische Fähigkeiten und bot den Studierenden die Gelegenheit das Entwerfen und das Bauen als baukonstruktive Forschung zu begreifen.